Eine geheime Abstimmung ohne Wählerverzeichnis, keine getrennten Wahlgänge, Stimmzettel ohne Ankreuzfeld für Nein-Stimmen, Verzicht auf die vorgeschriebene Vereidigung der Gewählten… Die Wahl des zweiten und des dritten stellvertretenden Bürgemeisters in der vergangenen Stadtratssitzung wirkte unbeholfen. Die Bürgermeisterin antwortete allerdings auf kritische Nachfragen, sie habe das Verfahren vorab geprüft und es sei zulässig. Hardy Schumacher (Grüne) und Sebastian Gopp (FDP) wurden mit breiter Mehrheit gewählt; Sicher konnten sie sich ihrer Sache aber nicht sein.

Und was Google schon wusste, bestätigte schließlich auch die Kommunalaufsicht: Die Wahl der stellvertretenden Bürgermeister war aus formellen Gründen zu beanstanden und muss wiederholt werden.

Inzwischen hat Bondina Schulze eine Sondersitzung des Stadtrates nach den Sommerferien für Wiederholungswahlen angesetzt und nach anfänglichem Widerstand schließlich doch beteuert, diesmal alle demokratischen Standards beachten zu wollen. Die Stimmzettel werden dafür entsprechend angepasst. Ohnehin sei sie vorher bloß missverstanden worden. Für eine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten bei den Stadtratsmitgliedern wurde ein Fachbereichsleiter vorgeschickt.

Von alledem geht die Welt nicht unter. Der Vorgang ist aber symptomatisch für die Unsicherheit, die seit dem Amtsantritt von Bondina Schulze in der Verwaltung herrscht und die sich inzwischen zu einem regelrechten Chaos zu entwickeln scheint. Nachdem der Erste Beigeordnete Ulrich Kowalewski in dem jahrelangen Streit mit der Bürgermeisterin den Kürzeren gezogen hat und um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand bitten musste, gibt es nun für Bondina Schulze keine Ausreden mehr. Fehler kann sie nicht mehr auf den Beigeordneten abwälzen, wichtige Entscheidungen muss sie selbst treffen, Verantwortung muss sie tragen.